Die Erfahrungen der letzten Monate, in denen abends in und rund um Bonn zunehmend chaotische Verkehrsverhältnisse herrschten, sprechen eine eindeutige Sprache. Besonders betroffen war die Adenauerallee, die laut aktueller Mobilitätsanalyse der Firma Inrix von Pendlern sogar häufiger genutzt wird, als die Reuterstraße. Wer das Pech hatte, zur Rushhour mit dem Auto vom Kanzlerplatz ins Zentrum zu müssen, brauchte für die zugunsten des Radverkehrs auf eine Fahrspur pro Richtung reduzierten Adenauerallee nicht selten geschlagene 30 Minuten. Damit dürfte auch für den letzten Zweifler erkennbar geworden sein, dass die Behauptung der Oberbürgermeisterin, auf Grund der Sperrung eines Fahrstreifens zugunsten des Radverkehrs würde es für Autofahrer auf der Adenauerallee nur zu geringfügig verlängerten Reisezeiten kommen, nicht stimmt. Auch von dem von OB Dörner und der Ratskoalition für die Teilsperrung der Adenauerallee ins Feld geführte hohe Radverkehrsaufkommen war nichts zu merken.
Dass man mit der Teilabbindung der Adenauerallee nicht unbedingt Werbung für eine Verkehrswende, weg vom Auto hin zu ÖPNV und Rad machen kann, hat sich offenbar auch bei einem Teil der bisherigen Befürworter einer Sonderspur für Fahrräder auf der Adenauerallee rumgesprochen. Die Bereitschaft von ADFC und Radentscheid Bonn, in ihren aktuellen Veloroutenplänen auf die Adenauerallee zu verzichten, wertet der BBB als wichtigen Schritt hin zu einer konstruktiven Lösung im Sinne aller Bonner Bürgerinnen und Bürger.
Dazu sagt Stadtverordneter Johannes Schott, zugleich Vorsitzender des Bürger Bund Bonn: „Auch, wenn diese Kehrtwende nach eigener Aussage der Fahrradlobby eher dazu dienen soll, vor dem Kommunalwahlkampf den Kritikern ihrer Haltung den Wind aus den Segeln zu nehmen, so ist sie dennoch ein positives Signal. Wir sehen darin eine Chance, die festgefahrenen Positionen aufzubrechen und fernab der jetzigen Beschlusslage mit faulem Kompromiss, einen neuen Weg zu finden, der die Interessen aller Verkehrsteilnehmer raumübergreifend gleichberechtigt und ideologiefrei berücksichtigt.“
Den geänderten Standpunkt des ADFC und Radentscheid Bonn aufgreifend, hat die BBB-Ratsfraktion einen Antrag (Vgl. Anlage) zur nächsten Ratssitzung mit dem Ziel eingebracht, die Adenauerallee nach erfolgter Deckenerneuerung wieder mit zwei Kfz-Spuren pro Fahrtrichtung auszuweisen.
Vor dem Hintergrund der anstehenden Kommunalwahl und der damit verbundenen Notwendigkeit, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zurückzugewinnen, ruft der BBB alle Beteiligten dazu auf, diesen konstruktiven Ansatz zu unterstützen. Konkret fordert der BBB die Oberbürgermeisterin, die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat, ADFC und Radentscheid Bonn sowie die Wirtschaftsverbände IHK, Einzelhandelsverband und die Initiative „Vorfahrt Vernunft“ in einem Anschreiben auf, seinen Vorschlag zu unterstützen,
„Nur so können wir sicherstellen, dass die Adenauerallee ihrer Bedeutung als wichtige Verkehrsader für Bonn gerecht wird. Den Bedürfnissen des Radverkehrs zwischen Gronau und Innenstadt wird bereits mit den Führungen über die Kaiserstraße und das Rheinufer mehr als ausreichend Rechnung getragen. Wir appellieren an alle, über parteipolitische oder ideologische Gräben hinweg zusammenzuarbeiten und endlich eine Lösung zu finden, die Bonn voranbringt“, so Johannes Schott abschließend.